Erneut mache ich mich erst sehr spät (09:40 Uhr) auf den Weg. Einerseits weil es erst ab 08:00 Uhr Frühstück gibt, dieses sehr vielseitig ist, vor allen Dingen aber, weil ich heute eine Zeitschranke einzuhalten habe: Bei der telefonischen Reservierung an der ("vorschriftsmäßigen") Etappenzielunterkunft, wo man eben auch heute am Dienstag (Ruhetag) unterkommen kann, meinte der Wirt: GEHT klar, aber Ankunft NICHT vor 18:00 Uhr.
Also los in einen langen (weil ja abseits der Standard-Etappe genächtigt) Trödel-Tag (um nicht zu früh anzukommen).
Der Himmel zeigt sich mal wieder von seiner blauesten Seite und die Sonne mit ihrem strahlendsten Lächeln.
Am Weg werden mir gleich mal noch zwei Zusatzaufgaben aufgetragen, da will ich mal nicht so sein:
- Servus, Jesus !
- Hey, mariah74 !
Lieber gleich mal erledigen, schließlich habe ich heute noch zwei weitere Zusatzaufgaben von Gert im Gepäck - als wäre mein Rucksack nicht schon schwer genug :-o
Wenig später laufen mir dann auch noch Schweinsohrverwandte über den Weg.
Naja, um ehrlich zu sein: Sie laufen mir NICHT über den Weg, sondern sie wachsen am Weg und ich laufe darüber hinweg: Goldgelbe Koralle
Nach 75 Minuten erreiche ich Schönbach und damit meinen eigentlichen Etappenstart.
Jetzt kann und darf ich wieder auf die WWW05-Wegweiser zur Orientierung schauen.
Aber wie kann das sein: Auf allen möglichen Wegen bin ich unterwegs, aber der 05er ist kaum mal angeschrieben und WENN dann nur in die Südrichtung.
Grob geschätzt 50 Zusatz-Aufkleber werde ich heute bis Ende des Tages losgeworden sein - so ich sie denn gehabt hätte.
Merke:
- künftig immer einen schwarzen Edding im 1.-Hilfe-Packerl mitführen
- künftig immer beim Chef Aufkleber rechtzeitig vorab beschaffen
- Hinweis an die Zentrallogistik für die Just-in-Time-Kommissionierung in den Iden des März der relevanten Jahre: 01, 06, 08, 09, 10 bin ich noch überwiegend nicht gegangen
Die Ausschilderung durch den Ort ist allerdings bemerkenswert verbesserungswürdig: Also nicht, daß es nicht genug Wegweiser und Markierungen gäbe. Als auch nicht, daß mir nicht schon klar wäre, mit welchen anderen Markierungen sich wohl gerade den Weg teilt. Am Ende auch gar nicht wegen des wirklich SEHR verlockend klingenden einen speziellen Weges.
Nein, rein der Ordnung und Vollständigkeit halber ;-)
Gegenüber der Etappe am Vortag gibt es heute einen großen Unterschied: Es gibt nicht nur einen.
Nein, heute sind jede Menge Badeseen am Weg und überall ist ganz wenig bis hin zu gar nichts los !
Sind nicht gerade Ferien ? Ist nicht gerade bestes Badewetter ?
Für mich heute bei >> 30 Kilometern zu gehen, allerdings wiederum keine Option.
Wobei ich (Kandidat: schlechter Schwimmer, unfähiger Startspringer, Bauchplatscher statt Köpfer) eine ganze Weile mit dem folgenden Schild hadere und aus der Nummer kaum mehr raus und zurück auf den Weg finde, so hatte ich mich geistig verfangen:
Aber vielleicht kann mir eine(r) der geneigten LeserInnen in diesem Dilemma ja weiterhelfen ?
So lasse ich auch diesen menschenleeren Badeteich hinter mir...
EINE Nord-Süd-Weitwanderweg-Markierung finde ich etwas geschützt denn am Ortsrand doch noch:
Wobei sie AUGENSCHEINLICH (für Gert) schon auch in die Jahre gekommen zu sein scheint ;-)
Erst denke ich mir nichts besonderes, als ich hier den Weg am Feld entlang spaziere, dann fällt mir doch der Mohn auf.
Und am Ende des Tages werde ich (stark betrübt) feststellen, daß ich einem Mohnstrudel - trotz aller gegenteiligen Beteuerungen (sogar schriftlich !) - nie werde näher gekommen sein :-(
Aber erstmal zurück in den schattigen Wald...
Ja, ja, von wegen "Mohnstrudelweg" 12:
Alles Fake !
Nix mit Mohnstrudel.
Oder wenigstens Mohnnudeln (die böhmische Küche schwappte ja auch ins Waldviertel).
Oder Mohn-Topfen-Torte.
Oder zumindest Mohn-Brötchen.
Nein, einfach nur ein Weg, der mich immer weiter führt...
Nachdem ich gestern ja mal kurz Probleme mit der Orientierung an einer frisch gemähten Wiese hatte, ist das heute kein Problem: Den Wegweiser am Ende zum Waldrand hin kann ich aus der Ferne bereits erkennen, ein Pfeilchen gibt es auch noch, aber auch hier weißt mir zusätzlich noch der Traktorfahrer mit dem Heuwender den Weg.
Besten Dank !
Erwähnte ich bereits, daß die Einheimischen hier in der Regel sehr freundlich und hilfsbereit sind ?
Nach dem See ist vor dem See, denke ich mir dann in Ottenschlag:
Nach einer letzten kleinen Pause, lasse ich den Ernst hinter mir und mache mich somit belustigt auf die letzten knapp fünf Kilometer bis zum Ziel.
In einem kleinen Weiler werde ich zwar kurz vor 18:00 Uhr nochmal abgefangen, unter einen lauschigen Baum in einen Garten beordert, die Einladung zum Hinsetzen und etwas trinken lehne ich allerdings höflich aber bestimmt ab: Muß ja heute auch irgendwann mal ankommen.
Aber gegen einen netten kurzen Plausch ist nichts einzuwenden: Es stellt sich bald heraus - nachdem ich die üblichen Fragen (woher ? wohin ?) beantwortet habe - daß die Hälfte der am Tisch sitzenden auch bereits eingefangene Wanderer vom Weg sind.
Außerdem gibt es hinter mir wohl ein Schild (allerdings total zugewachsen), wo der (längst verstorbene) Vater des Hausherren vermerkt hat "Jugoslawien 120 Stunden". Ah, der ist damals bestimmt auch den 05er gegangen und von Eibiswald sind es ja nur noch ein paar Meter bis ins heutige Slowenien. Eine kurze Überschlagsrechnung der Gehzeiten ergibt eine gewisse Plausibilität der Angabe.
Nun muß ich nochmal 80 Höhenmeter bergauf, erst schattig durch den Wald, dann auf Straße einbiegend und letztlich nochmal durch die Sonne...
Wobei diese schon recht tief steht, als ich um 18:25 in Elsenreith einlaufe.
Nun muß ich noch meine beiden Spezialaufgaben aus Graz aus dem Rucksack holen:
- nach "dem Buch" verlangen
- ausrichten "der Stempel kommt nächste Woche"
Beim etwas Zurückblättern, um nicht zu sagen an den Anfang der (Lebens-)Zeit dieses Buches, sehe ich dann auch noch, wer "Schuld" an der ganzen Sache hier und heute im Gasthof Liebner in Elsenreith ist:
Muß ich gleich mal versuchen, an Erika und Fritz zu schreiben (Besten Dank in Richtung Bieberacher Hütte an dieser Stelle !):
Weil die beiden vor Jahrzehnten mit der damaligen Chefin (längst verstorben) ausgemacht haben "Wanderer müssen immer unterkommen", halten sich heute noch die Schwiegertochter als heutige Wirtin und deren Schwägerin (also die Tochter des Hauses), die mich abends erstmal in Empfang nimmt, weil die anderen noch mit dem Mähdrescher unterwegs sind, an dieses quasi Gelöbnis.
Und wenn die Zimmer voll sind, gibt es noch Platz im Heu.
Nur die Augen sollte man wohl offen halten, um mit keinem der 35 Stiere auf dem Hof Ärger zu bekommen ;-)
Begegnungen:
- 1 große Liebelle
- 1 Eichelhäher
- 1 Reh
- 2 kleine Libellen
- 2 einladende Anwohner + 2 Wanderer (bereits eingeladen)
Und ich Igel hab schon überlegt, wir ich dir Jugoslawien näherbringen soll, müssten wir doch schon tief im Hopfen wühlen, um einen Blick zu erhaschen - und dann ist das ganze selbsterklärend. The trail provides, immer wieder.
AntwortenLöschenNächster Auftrag folgt (für den Raum Melk)!.
Beeile Dir: Melk soll morgen passiert werden/sein und dann geht es für mich ja erstmal deutlich westlich des eigentlichen Weges gen Süden (Quartiere, you know).
LöschenVoll Vorfreude erwarte ich den nächsten Blog.
AntwortenLöschenSollst Du bekommen Volker: Gerade in Arbeit.
LöschenDie letzten beiden Tage war das aus verschiedenen Gründen leider nicht direkt möglich.
Aber heute ist so etwas wie Ruhetag: Nur um die 20 km...
Der schwarze Edding ist immer im Wanderrucksack
AntwortenLöschenNa, hättest Du mir DAS mal früher beigebracht ;-)
LöschenGestern und vorgestern die Donauradlerin(nen) übrigens nett gegrüßt :-)
Mein neuster Lifehack ist meine "Waschmaschine", eine Art Packsack mit integrierten Noppen und Ventil. (Google mal Waschmaschine und scrubba). Jetzt kann der Waschbeckenstopfen zu Hause bleiben.
AntwortenLöschenKlingt interessant: Muß ich mir im Herbst mal genauer ansehen.
LöschenNatürlich ist diesmal der Stöpsel erstmal weiter an Bord und in Gebrauch :-)
interessant. Mein erst gut 1 Jahr alter Packsack hat schon ein halbes Dutzend kleine Löcher, nachdem er mir schon 2x vom Rad gefallen ist. Weiß ich, seit ich ihn zum Getränkekühlen verwendet habe.
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