Zuallererst das allerwichtigste: Vielen herzlichen Dank an die fleißigen Blog-LeserInnen, die zu den gestern aufgeworfenen Fragen bzw. Unzulänglichkeiten umgehend Antworten in Wort und Bild schickten.
So reiche ich mal das Foto von Gert weiter, wo der aktuell zugewucherte Wegweiser nach Jugoslawien noch einwandfrei zu lesen ist:
Hinter dem Wegweiser im Garten unter dem Baum fand das nette Gespräch mit den Anwohnern und den anderen beiden Wanderern statt.
Als ich am Morgen starte hat es im Schatten bereits 26°:
Die Vorhersage vom Vorabend weißt für Spitz an der Donau auch 34° (im Schatten) aus:
Na, das kann ja heiter werden !
Puh, da wird einem vor dem Losgehen schon richtig heiß und Mann denkt an den vorbeigewanderten Badeweiher vom Vortag.
Ah, da war ja auch noch etwas: Eine sportliche, junggebliebene Sie (wie man hört, gerade auch noch als "Personal Trainer" quasi im Dritt- bis Viert-Job tätig) vom Typ Konditionsmonster, welches einen Kai quasi zur Vorspeise vernascht, dann nach etwas "Gescheitem" zum Hauptgang fragt und auch noch ein Dessert haben will, erläuterte mir Dummerchen dankenswerterweise auch den Unterschied der verschiedenen Unterarten in der Gruppe der Kopfsprünge.
Alles weit weg.
Mache ich mich lieber auf den weiteren Weg...
Merke:
- Nach dem Ort ist vor dem Ort.
- Vor dem Schatten kommt die Sonne.
- Nach jeder Asphaltstraße kam immer noch ein netter Weg.
Vorher gilt es aber noch die Wegelagerer unbeschadet zu passieren.
Und dann geht es in den ersten richtigen Anstieg des Tages.
Bei der Tour de France würde man zur Etappen-Charakteristik wohl sagen: Zwei Berge der zweiten Kategorie (jeweils 400-500 Aufstiegsmeter) müssen heute gemeistert werden.
Helen und Gert hatten mich ja vor plötzlich auftauchenden Äskulapnattern zwischen den Beinen gewarnt und ich möge doch immer ordentlich auftreten.
Also entweder war mein Bergstiefel-beschwertes, betontes Auftreten dann Schwingungs-technisch doch zu viel, mein vorauseilender persönlicher Ruf gar zu wild oder manche Schlangen verhalten sich jetzt wie karnivore Raubtiere, wo unterlegene als Unterwerfungsgeste gerne mal den ungeschützten Bauch dem stärkeren zuwenden:
Ich fürchte, da war nicht mehr so viel Leben drin.
Ich wasche meine Hände in Unschuld !
Weiter geht es quasi in Falllinie den Anstieg zum Jauerling hoch:
Das ist echt nicht ohne: Der Schweiß fließt - trotz des Schattens - in Strömen, das T-Shirt hängt wie ein nasser Sack am Körper, das Hauptproblem sind allerdings viele Dutzend Hirschlausfliegen (wie ich am Abend von Sarah lernen werde): Immer wieder kleben plötzlich 3-5 kleine schwarze Viecher irgendwo auf meiner nackten Haut (Unterschenkel, Unterarme, Genick) bzw. krabbeln darauf rum.
So plötzlich wie das passiert, müssen die eigentlich fliegen. Manche, die ich kurz vor ihrem plötzlichen Tod, noch für einen Moment (ohne Brille) halbwegs betrachten kann, sehen aber eher wie Spinnentiere aus.
Wegschnippen oder -wischen funktioniert gar nicht gut: Entweder es hilft gar nicht oder sie hängen dann woanders.
Jedes einzelne will zwischen den Fingern zerdrückt werden.
Vielleicht war also gar nicht der Anstieg oder die Hitze so Schweiß-treibend und erschöpfend, sondern die ungewohnte manuelle Arbeit ?
Puh, auf 970 Metern trete ich am Gipfel des Jauerling aus dem Wald. Die Krabbeltierplage ist sofort weg, dafür knallt die Sonne vom blauen Himmel.
Meine Rettung ist die kleine Wirtschaft im Fuß des Turms: Kaltes Wasser zum Waschen. Ein Dirndl. Mit Leitung. Auf 0,5. Für den Durst. Eine Marille. Mit Leitung. Auf 0,5. Zur Stärkung.
Und schon schaue ich wieder derart zuversichtlich in die Landschaft, daß ich gleich mal den Fußweg durch den Wald zum Abstieg verpasse und einige Zeit die Schmor-Straße (nahezu 100% Sonnenabdeckung) gehe.
Wobei hier früher wohl auch der 05er (oder zumindest Option) vorbeiführte:
Könnte aber schon ein paar Tage her sein, denn Gastbetrieb herrscht hier schon lange nicht mehr...
Etwas später treffe ich in einer Kurve wieder auf die Markierung und es geht ab in den Wald.
An einer lichten Stelle kann ich zwischendurch auch endlich einen Blick auf die Donau und ihr Tal werfen, was ich nun queren muß:
Von knapp 1.000 Meter über der Adria führt mich der Pfad nun hinab, bis auf eine Höhe von um die 200 Meter.
Der Weg ist angenehm zu gehen, zwischendrin mal noch ein Päuschen im Schatten, die Knie machen auch keine Probleme und so erreiche ich bald die Ausläufer von Spitz.
Die Rollfähre fährt mir zwar (wegen der kleinen Pause vorhin im Wald) direkt vor der Nase weg, aber die Österreicher sind ja nicht dumm: Die haben das Dinge an die (lange) Leine gelegt: Die kommt also sicherlich bald wieder.
Wie jeder weiß (oder sich spätestens bei den Köpfern gedacht hat), bin ich ein unglaublich schlechter Schwimmer und irgendwie enthalten aber relativ viele meiner Weitwanderungen (angefangen bei München-Venedig) so richtige Gewässer, aber wenn man nicht gerade (wie im März) zur falschen Jahreszeit unterwegs ist (Ostösterreichischer Grenzlandweg 07, 2025: Tag 17), sind Fähren ja eine gute Alternative (E1-DE, 2020: Tag 11 | Wien Nizza, 2023: Tag 23 + Tag 54).
Und Rollfähren - für diejenigen, denen das evtl. bisher noch nicht so klar war - laufen an einem Rollenschlitten an einem quer über den Fluß gespannten Stahlseil: Sie haben keinen Motor, sondern einzig die Strömung sorgt bei passender Ruderstellung für den Vortrieb des Katamaran-ähnlich gebauten Schiffs. Deswegen sind die Fahrzeiten Jahreszeit-/Strömungs-abhängig und das Prinzip nicht auf Kanälen mit kaum Strömung anwendbar.
Meist gehen hier 2-3 Autos/Traktoren, jede Menge (Donau-)Radler und ab und zu mal ein Wanderer an Bord:
Wenige Minuten später haben wir alle bereits wieder ausgebootet und ich mache mich über die (hier !) beschilderte Umleitung auf den Weg gen dunkler Wald.
Um genauer zu sein: Nach der Durchquerung eines Weinberges und der Überquerung einer Straße geht es geradewegs in den Dunkelsteiner Wald...
Nach weiteren 400 einen zerfließen lassenden Aufstiegsmetern, geht es erst durch den Wald etwas bergab, dann kommt noch eine öffentliche Wasserstelle, wo zwei andere Herrschaften gleich mal ihre Erfrischung für mich unterbrechen und mir den Vortritt lassen - ich muß wohl ziemlich gebraucht ausgesehen haben.
Auch wenn ich nun nur noch wenige Hundert Meter bis zum Tagesziel habe, gönne ich mir die Erfrischung.
Das Kloster in Maria Langegg ist längst aufgelöst und verlassen, die Liegenschaften sollen verkauft werden, die Wallfahrten sind absolut eingebrochen, so daß der Gasthof aktuell nur noch Do-So offen hat (und demnächst ganz schließt) - heute ist übrigens Mittwoch, die ganzen Pensionen am Sträßchen zum Kloster sind längst dicht und ich habe im Vorfeld allerdings festgestellt, daß es wohl in einer Art christlichen Aussteiger-Komune, die ein altes Anwesen schrittweise renovieren, eine Nächtigungsmöglichkeit gibt.
Yuliya hatte mich damals sogar extra zurückgerufen und ich hatte für heute reserviert.
Als ich ankomme, ist niemand da, aber die Haustür offen und durch die Küche kommt man über die offene Balkontür gen Garten.
Mmmh, keiner da, was nun ?
Ah, da steht eine Handynummer: Bei Dieter geht aber nur die Mailbox ran.
Plötzlich kommt ein Mädel durch die Tür (so Jahrgang als die Käfers in Elsenreith waren): Oh, ob ich hier heute wohl auch schlafen wolle, sie habe das einzige Zimmer.
Aha.
Es stellt sich heraus - auch wenn man es am Anfang nicht gleich gehört hat - daß Sarah auch aus Franken ist (geboren in Pegnitz, in Weißenburg lebend und in Nürnberg arbeitend): So klein ist die Welt !
Und spätestens beim "rrrrunderr [zur Donau]" als wir uns über ihren weiteren Weg unterhalten, hätte sie sich sowieso verraten ;-)
Mein Handy klingelt: Dieter ist am Telefon. Wir erörtern die Lage und aus dem Hintergrund kann ich Yuliya vernehmen "der deutsche Wanderer". Genau !
Nun, die beiden haben wohl unbewußt für eine Doppelbuchung gesorgt und noch ist der geplante Endausbau mit zehn Schlafplätzen halt nicht erreicht.
Sarah (an Tag fünf von neun am Welterbesteig Wachau unterwegs) bietet glatt an, mit ihrem Zelt in den Garten umzuziehen (eigentlich übernachtet sie nämlich eher auf Campingplätzen) und mir das Zimmer zu überlassen (womit habe ich das eigentlich verdient, daß die Menschen zuweilen so nett zu mir sind ?), aber mir genügt auch die Auszieh-Couch im Flur:
Nur an ihrem (christlichen) Verständnis von Schafen müssen die Renovierer noch arbeiten:
Kein Wunder, daß das so alleine so traurig schaut ! Wo sind die anderen beiden ?
Apropos andere beiden: Dafür gibt es zwei Katzen und die eine ist erst ein paar Wochen alt und ganz schön neugierig:
Wenn sie gar zu keck wird oder verbotene Dinge tut, wird sie von Yuliya mit einem Blumensprüher abgeschreckt :-)
Abends im Gespräch auf der Terrasse erläutert mir Sarah auch noch die Sache mit den Hirschlausfliegen: Kommen wohl hauptsächlich in Buchenwäldern vor, können fliegen, werfen aber Flügel ab. Ah, verstehe !
Begegnungen:
- 1 Äskulapnatter (augenscheinlich tot)
- Dutzende von Hirschlausfliegen (Danke an Sarah !)
- 1 Eichelhäher
- Sarah (Welterbesteig-Wanderin)
- Yuliya + Dieter
Ah, das Jauerling-Dirndl hatte ich dem Franken-Bua ganz vergessen zu empfehlen!
AntwortenLöschenHat sich die Schlingelin vor den beiden Igeln gar so erschreckt, dass sie einen Satz auf die andere Bergseite gemacht UND gleichzeitig einen Herzkasperl erlitten hat? Die Arme.
Und: Respekt vor deinen Etappen!
Ah, Meister, der Respekt wird Dir am Folgetag vergehen.
LöschenIch erflehe jetzt schon Abbitte.
Toll beschrieben
AntwortenLöschenDanke für die Blumen !
LöschenWas meinst Du genau ?
Die Wegführung. Ich hab mitgeschwitzt
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