Donnerstag, 14. August 2025

Tag 05: Ein auf und Ab in jeglichem Sinne

Maria Langegg - Melk an der Donau (- Zelking)
(26,5 km - 760 Hm auf - 990 Hm ab)

Ich frühstücke noch zusammen mit Sarah und dann trennen sich unsere Wege: Sie startet fix und folgt dem Welterbesteig erstmal rrrrunderr zur Donau (wo ich gestern im Schweiße meines Angesichts durch den Wald n'auf g'loffen war) und ich brauche wie immer ein wenig und dann geht es auch für mich los in die heutige Etappe.

Zuerst noch ein paar Meter Richtung Kirche und ehemaliges Kloster gehen, um noch einen ordentlichen Schnappschuß anzufertigen und dann aber wirklich los, schließlich habe ich heute noch/wieder Spezial-Aufträge für großen Grazer zu erledigen.

Nach etwas auf und ab durch den Wald erreiche ich die Ruine Aggstein - wohl einer der größten und wichtigsten Burgen Österreichs und auf einem 300 Meter Felsen über der Donau thronend:

Blumig hat Viktor von Scheffel geschrieben:

Rosengärtlein ist's geheißen,
doch vieldeutig klingt das Wort.
Nur die dornig wilden weißen
Todesrosen blühen dort.

Was er (auf gut Deutsch) meint:

Gefangene, die kein Geständnis ablegten, wurden auf dem Felsvorsprung "Rosengärtlein" sich selbst überlassen. Sie hatten aber immerhin die Wahl: Verhungern oder springen.

Das ist evtl. auch nicht jedem Österreicher geläufig (zumindest nicht dem Autor dieser Zeilen),  aber wieso ist dieser Badenser (Karlsruhe) jedem Franken ein Begriff ?

Na, klar: Das Frankenlied - inoffizielle Hymne derselbigen.

Und um die Altbayern und insbesondere die Münchner nochmal daran zu erinnern, worauf ihr napoleonischer Wohlstand aufgebaut ist, gibt es ja noch die drei Ergänzungsstrophen aus anderer Feder:

O heil’ger Veit von Staffelstein,
beschütze deine Franken
und jag’ die Bayern aus dem Land!
Wir wollen’s ewig danken.
Wir wollen freie Franken sein
und nicht der Bayern Knechte.
O heil’ger Veit von Staffelstein,
wir fordern uns’re Rechte!
Napoleon gab als Judaslohn
– ohn’ selbst es zu besitzen –
ganz Franken und die Königskron’
den bayrischen Komplizen.
Die haben fröhlich dann geklaut
uns Kunst, Kultur und Steuern,
und damit München aufgebaut.
Wir müssen sie bald feuern!
Drum, heil’ger Veit von Staffelstein,
Du Retter aller Franken:
Bewahre uns vor Not und Pein,
weis’ Bayern in die Schranken!
Wir woll’n nicht mehr geduldig sein,
denn nach zweihundert Jahren,
woll’n wir – es muss doch möglich sein –
durch’s freie Franken fahren!


Ich spaziere hinab zur Donau - das erste Mal für heute (weitere Male werden folgen) und labe mich erstmal an der Donauradler-Erfrischungs-Station: Insbesondere das mit kaltem Wasser getränkte Tuch auf dem Kopf wirkt Wunder :-)

Da war ich ja erst vor zwei Jahren in der Schweiz so richtig ritualisiert darauf gekommen (Wien - Nizza, 2023: Inge Tag 37 + Martina Tag 45).

Und schon geht es wieder bergauf...

Heute geht irgendwie ALLES Achterbahn-mäßig auf und ab: Körperliches Befinden, Topographie, Wasserstand in der Unterbux, die Meldungslage per E-Mail und insbesondere die daraus resultierende Angst vor der Domina aus Wien (siehe Kommentar aus dem initalen Blog-Post) :-o

Ich hatte ja extra den Feiertag hier auf Freitag gelegt, um ein langes Wochenende zu schaffen, hatte in Deutschland noch extra Werbung gemacht, damit noch ein paar Zimmer belegt sind, hatte die Route weiter nach Westen gelegt und erst schien es so, als wolle mein Plan aufgehen. Am Ende hat die Dame sich aber gegen alle Unbillen dieser Welt doch noch irgendwie durchgesetzt.

Und die hat das wohl von langer Hand eingefädelt: Im Juni mich die Alten und Schwachen im Auto des weltraumaeffchens zurück auf die Hütte fahren lassen und selbst fleißig Extra-Trainings-Touren schieben. Kürzlich hitzebedingte Nahtoderlebnisse auf knapp 2.000 Metern weiter südlicher am Weg ausprobiert: Die ist jetzt echt gestählt und mit allen Wassern gewaschen und wird mir mit der Peitsche durch die Berge jagen.

Immerhin kommt Georg mit !

Naja, aber ein wenig Zeit habe ich noch bis zum Wochenende...

Ich freue mich schon auf Euch :-)

Themenwechsel:

Ganz toll sind die Sitzmöglichkeiten in praktischen Abständen, häufig im Schatten und hier auf der nächsten Höhe sogar zur Wahl Sonne/Schatten.

Kaum bin ich oben, jagt mich die Markierung des 05ers schon wieder hinab zur Donau.

Ah, "MUSIKHEIM vor Melk" (Triggerpunkt: ich meine, meine Aufgabenliste heraussuchen zu müssen)...

Aber erstmal auf dem Festplatz von Schönbühel bei Radio-Niederösterreich-Berieselung etwas trinken.

Einen Liter Almdudler mit Leitung später finde ich auch schon den Fehler: Falsches Musikheim :-o

Also noch schnell die Hochwassermarken bestaunen und dann nichts wie raus aus dem Gefahrenbereich: Wie der geneigte Leser sich erinnern mag, bin ich ja ein schlechter Schwimmer und nicht, daß bei meiner Transusigkeit die nächste Flutwelle schneller kommt als ich schauen - geschweige denn laufen - kann.

An meiner Tempo- und Temperaturhärte hapert es noch etwas, aber immerhin sind Muskeln und Knie fein :-)

Im nächsten Anstieg stehe ich mal wieder kurz verloren auf einer Lichtung:

Diesmal zwar kein (ab-)gemähtes Gras, aber die Orientierungslage ist ad-hoc nicht viel besser.

Naja, laut GPS sollte der "Ausstieg" oben sein und da war er auch:

Nach dem hoch ist heute ja vor dem hinab und so sitze ich bei der nächsten Pause schon wieder unten, diesmal an der Pielachmündung. Pielach. Pielach ? - Da war doch was, ah: Wien - Nizza, 2023: Tag 04 (am 04er).

Der Weg führt mich nun am Fluß entlang ein ganzes Stück ins Landesinnere - aber (zumindest für heute) nicht annähernd bis zum Voralpenweg ;-)

Dafür haben sich örtlich (Klein-?)Künstler offensichtlich einen Spaß am Weg erlaubt:

Und dann komme ich doch noch an's richtige Musikheim (auch wenn das hier gar nicht Musikheim - laut Anschrift - heißt).

Wenn die Wanderer-Umleitung der Stadt nicht gerade mit UV-Edding (oder ähnlichen Tricks) auf den Brand-Evakuierungsplan versteckt eingezeichnet ist, sehe ich hier NIX von Umleitung:

Es führen AUGENSCHEINLICH alle Wegweiser standardmäßig, wie eh und je zur Brücke.

Die ist aus meiner Sicht ja auch gar nicht gesperrt:

  1. da steht kein (Verbots-)Schild
  2. da ist nur ein Klein-Kinder-Treppen-Schutzgitterchen
  3. da geht man als Erwachsener ja einfach einen Schritt drüber (da muß man noch nichtmal klettern)
Und nein, ich war nicht am Abkratzen ! - Manchmal stellt Gert komische Fragen.

Die nächste Brücke ist noch einfacher zu begehen, danach scharf links und durch das letzte kleine Örtchen vor Melk spazieren.

Langsam wird es städtisch(er), aber der Wandersgeselle an der Ampel scheint schon auf mich gewartet zu haben...

In Sichtweite des berühmten Klosters von Melk erst nochmal schnell in den Friedhof abbiegen: Da gibt es ja immer frisches kaltes Wasser und nochmal erfrischen und Kopftuch neu tränken.

Das Stift lasse ich gleich mal rechts liegen und suche lieber noch den örtlichen Hofer heim.

Dann schlendere ich gen Bahnhof.

Bahnhof ?

Ja, denn da fahren Busse - meine ich zu diesem Zeitpunkt zumindest NOCH.

Eigentlich unternehme ich meine Weitwanderungen ja "by-fair-means"  bzw. dem Prinzip der "Connected-Footsteps". Fähren sind Ausnahmen. Oder höhere Gewalt (wie bei Zentralalpenweg 02, 2017: Tag 13) oder wenn Mitnahme nicht in Zielrichtung erfolgt (beispielsweise Graz-Monaco, Tag 023).

Nachdem mir kürzlich Dogmatismus vorgeworfen wurde, bin ich doch mal mega-pragmatisch: Eigentlich führt der Nord-Süd-Weitwanderweg von hier ziemlich genau nach Süden, allerdings gab es da bereits vor Wochen keinerlei Quartiere mehr und keine Busse zum Aus-/Ein-Pendeln. Deswegen habe ich meine Route für die nächsten 1,5 Tage auf eine deutlich westlichere Umgehung gelegt. Diese Westverschiebung geht nun auf's Konto für besondere Anlässe und ein paar gesammelte Bonus-Meilen habe ich ja auch noch ;-)

Allerdings zeigt mir die (eigentlich bewährte) anachb.at-Seite plötzlich, daß

  1. mein Bus heute nicht über den Bahnhof fährt
  2. die Zeit der ausgelassenen Stationen nicht abgewartet wird, sondern dort einfach vor Fahrplan entlang gedüst wird
  3. ein Zubringerbus wegen 2. den Anschluß verpassen wird
  4. ich problemlos die andere Haltestelle hätte erreichen können, wenn ich es rechtzeitig gewußt hätte
Ein Fahrer einer anderen Linie hat keine Ahnung.

Laut Plan fährt aber noch ein letzter Bus eine Stunde später.

*argh* Als ich mich gerade bei der Telefonseelsorge auskotzen will, kommt plötzlich ein Überraschungsgast: Der Bus 683 !

Bingo !!!

Zehn Fahrminuten später bin ich in Zelking und nur wenig irritiert, daß es hier Zimmer wie "Löwenzahn", "Margerite", "Wasser" und ähnlich gibt, mein Zimmer aber so völlig aus dem Rahmen fällt.

Mir dünkt, da hat eine Freundin aus Erlangen ihre Finger im Spiel, die sich gerne länger mit blauen Fragezeichen unter meinem Kommando beschäftigt. Auf daß ihr ihre drei Buchstaben jetzt irre klingeln mögen (Mörderhint: WWW05 enthält kein x) !

"Geheimnis" heißt mein Zimmer...

Kein Geheimnis...

Tages-Flüssigkeits-Aufnahme: 5,75 Liter. Prost-Mahlzeit !


Begegnungen:

- Sarah (beim Frühstück)

- 1 Schwarzspecht

- unzählige Libellen

- KEINE Umleitung

- Überraschung: Bus 683


3 Kommentare:

  1. Ich wandere in Gedanken mit. Wieder etwas zur (fränkischen Geschichte) gelernt.

    AntwortenLöschen
  2. Mit Erlaufwasser bis zu den Knien gewaschen!

    AntwortenLöschen
  3. Danke für die perfekte Ausführung! Es folgen keine weiteren Aufträge (vorerst)

    AntwortenLöschen