Mangels Frühstück komme ich heute mal etwas früher los - und bevor die Spurensicherung im Architektur-Büro eintrifft (habe aber sowieso Mütze und Handschuhe benutzt - wofür hat man das denn sonst an Bord ?).
In wenigen Minuten bin ich am Ortsausgang, nachdem ich die Wegweiser gen Scheibbs ignoriert habe: Wäre ja noch schöner, einfach gen Süden durch's Tal zu gehen.
Seit der Querung der Donau bin ich übrigens nicht mehr im Wald-, sondern im Mostviertel. Wald gibt es hier aber schon auch noch ;-)
Den ersten Hügel des Tages habe ich bereits im Blick:
Heute dürfte es wieder RICHTIG heiß werden, aber morgens ist es noch frisch und ich erhasche im ersten Anstieg auch noch Schatten.
Teilweise werde ich heute aber auch wieder "grilliert" (wie die Schweizer sagen)...
Ich halt mich gen Südost, um möglichst flott auf den 04er (Voralpenweg) gen Wien zu kommen.
Der Brunnen im Wald am Weg ist mir nicht mehr präsent, taugt aber optimal, um sich zu erfrischen und das Tuch auf dem Kopf mit kaltem Wasser zu tränken.
Ein Abzweig am Sattel hinterher, unterhalb des Blassensteins, ist mir aber noch in Erinnerung von 2023, als ich in Gegenrichtung hier entlang flanierte (Wien-Nizza, 2023: Tag 06), die Asphaltpassagen dagegen wieder aus der Erinnerung getilgt:
Die Stelle, wo mein 05er vom 04er am Rainstein abzweigt, erkenne ich aber schon aus der Ferne, trotz des ungewohnten Blickwinkels "zurück"...
Direkt nach dem Wegweiser und durchschreiten der Schleuse stehe ich mal wieder vor einer gemähten Wiese:
Nun, wird wohl bergab gehen. Das GPS gibt mir lautlos recht. Irgendwann finde ich auch wieder eine Markierung und schlängle mich gen Tal.
Erst im Talgrund gilt es dann wieder durchgehend einen langen Hatsch auf der Straße zu absolvieren.
Immerhin ist immer wieder der Fluß anbei in mühevoller Handarbeit (und definitiv der Vergänglichkeit gewidmet) mit Steinmandln nett gestaltet:
Schließlich erreiche ich St. Johann an der Jeßnitz.
Ich stelle mir jetzt einen Liter kühles Getränk mit etwas Geschmack vor. Eigentlich schon seit ein paar Kilometern.
Aha, ein Freibad links der Straße: Sollte doch gelacht sein, wenn ich da nicht zum Zuge käme.
Alles verläuft nach Plan und als ich das erste Glas Almdudler mit Leitung auf 0,5 intus habe, kann ich mich mal mit dem Spießgesellen am Tisch beschäftigen, der wirklich extrem zutraulich und gar nicht sozuwerden ist:
Nach einer weiteren Ladung Flüssigkeit bin ich auch schon wieder soweit bei Sinnen, daß ich mir über den restlichen Verlauf der heutigen Hügeletappe mit der ersten Bergankunft auf einem Berg der zweiten Kategorie (noch 550 Aufstiegsmeter) Gedanken machen kann.
Ein Plan. Ein Wort. Ein Gang.
Auf den ersten mehr als vier Kilometern Straße in Richtung Hochbärneck werden nur gut 200 Höhenmeter absolviert: Die Steigung liegt also gleichmäßig und sehr moderat bei um die 5%.
Dann wird es steiler und plötzlich werde ich von Räubern angegangen, die mir meinen Rucksack klauen wollen:
Da könnte ja jeder kommen !
Mein Rucksack enthält noch Cashew-Kerne und Wasser !!
Den gebe ich bestimmt nicht her !!!
Die Strafe für mein egoistisches, unchristliches Verhalten folgt auf dem Fuße: Weg von der Straße. Steile Rampen. Weniger Wald. Sonne.
Aber immerhin an einem einsam gelegenen Häuschen auch nochmal ein Brunnen zur Erfrischung und Hirnabkühlung.
Nach einem weiten Bogen, stetiger Steigung und Tangieren der Straße in einer Kehre, führt ein Trampelpfad weiter...
... bis in einer weiteren Kehre endgültig die Straße nach Hochbärneck wieder erreicht ist. Kurz danach wird an einem Parkplatz der (vermeintliche) Scheitelpunkt erreicht und man kann die Zielankunft schon sehen.
Bevor ich jetzt aber auf direktem Weg meiner Mutter in die Arme laufe, wähle ich den Fußgängerumweg in einem weiten Bogen, mit ein paar Zusatzhöhenmetern gespickt und dann - direkt quer über den Spielplatz - hinab zum Gasthof.
Mein Vater erwartet mich schon und wir amüsieren uns köstlich, als irgendwann Mutter aus der Ferne registriert, daß ich längst da bin, und etwas fassungslos ist, wie das sein kann, wo sie mir doch entgegen gegangen ist.
In Vorbereitung auf Österreichs wichtigsten Wallfahrtsort Mariazell habe ich schon mal meinen Heiligenschein am Hirn hell leuchtend aufgezogen und bin mir keiner Schuld bewußt:
Apropos Schuld: Der Bär hier weiß auch nichts mit der wilden Geschichte anzufangen, warum Hochbärneck angeblich so heißt, wie es heißt :-)
Später tauchen dann noch die Wiener Lisa und Georg auf: Eigentlich kenne ich die ja nur von einem Treffen in Südtirol aus dem letzten Sommer, als die beiden und ich dort waren, wegen irgendeines komischen Typen mit wilden Geschichten von einem Weg nach Nizza, der die Leute vom Wandern abgehalten hat, unglaublich schlechtes Wetter war, mit neuen und alten Reportagen von München-Venedig die Menschen um ihren Schlaf gebracht wurden und letztlich auch noch mafiöse Brettspiele zum bitteren Ende (für alle anderen) führten.
Irgendwie sind Lisa und Georg nicht abzuschrecken: Auf der Rotgüldenseehütte waren sie mir diesen Juni auch über den Weg gelaufen (diesmal ganz ohne Regen, dafür hatten sie für heute Abend wieder welchen im Gepäck - oder die Eltern, die bei Hubsi Eiwanger in Niederbayern auf dem Weg fündig geworden waren).
Nach dem gemeinsamen (nicht letzten) Abendmahl, gönnen wir uns noch das Schlechtwetter-Programm der lokalen Astronomen: Einen Vortrag über alles mögliche aus unserer Galaxie und darüber hinaus.
Echt Spannend !
Aber dann bin ich echt reif für's Bett...
Begegnungen:
- 1 Falke
- 1 Western-Pferd
- 1 tote Katze :-(
- jede Menge große grüne Heupferde
- 1 besonders zutrauliches Exemplar von letztselbigen
- 5 Laufenten
- Eltern
- Lisa + Georg
Wie viele Tage bis in die grüne Mark?
AntwortenLöschenEinfache Frage ?
LöschenDie kaum komplexe Antwort:
1. Ich bin schon da :-)
2. Und morgen laufe ich rein ;-)
Erst Karin, dann die Eltern - mehr Unterstützungspersonal als ein F1 Rennstall!
AntwortenLöschen0. Ich wirke wohl mittlerweile hilfsbedürftig.
Löschen1. Im Alter weiß man Unterstützung zu schätzen.
2. K2: Wer kaa, der kaa :-)
3. Österreichische F1-Rennställe sind ja auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Tja das betreute Wandern wird immer offensichtlicher. Liebe Grüße an das heimische Bodenteam.
LöschenUnd was ist der nächste logische Schritt ?
LöschenWellness-Wandern !
Ich habe da schon so eine Idee für eine feucht-fröhliche Party... :-)