Das Privat-Taxi chauffiert mich nach dem Frühstück wieder zurück an den Fuß des großen Ötschers und entläßt mich natürlich wieder GENAU an der Stelle, wo ich am Vortag zugestiegen war.
Der Plan mit dem Wetter ist astrein aufgegangen:
Während die Eltern mit dem Lift zum Ötscherschutzhaus fahren, mache ich mich an den Aufstieg.
Wunderbar: Bereits nach kurzer Zeit wird die Asphaltstraße verlassen und über einen Steig bzw. teilweise über die Skipiste geht es bergauf.
Nach einer Stunde erreiche ich den Riffelsattel zwischen Großem und Kleinem Ötscher.
Höchste Zeit die Lage zu sondieren: Entweder ich steige jetzt über die "neue" Skiabfahrt weitere ca. 150 Höhenmeter zum Ötscherschutzhaus auf, um die Eltern zu treffen und anschließend wieder hierher zurück abzusteigen, um dann dem weiteren Verlauf des Weges zu folgen oder ich spare mir den Haken.
Anruf bei Muttern: Er erspare sich den nicht lohnenswerten Umweg.
Ok, jetzt muß ich an den Wegweisern nur noch die Sache mit der Dreifaltigkeit verstehen: Der Mariazeller Pilgerweg (WWW06) geht also in zwei verschiedenen Richtungen weiter ? Bipolare Störung statt Trinitatis ? Nun, wenn man den gemeinsamen Aufstieg mit dem 05er (wo ich herkomme) mit einbezieht, sind es ja doch wieder drei Richtungen.
Für mich aber irrelevant: Nicht hinterm Horizont, sondern hinter dem Schneewehen-Schutzgitter (siehe auch Blog-Eintrag von oberhalb des Brenners) geht es für mich weiter und in einem Pfad am (Steil-)Hang des Kleinen Ötschers entlang.
Das Gelände wird nun erstmals auf der Tour ein wenig anspruchsvoller: Das Gestein ist sehr scharfkantig, der Pfad stellenweise recht schmal und an einer Stelle ist sogar ein Fixseil angebracht:
Ich überlebe - wider Erwarten - die ersten alpinistischen Herausforderungen und einige Zeit später finde ich mich längst wieder in lieblichem Alm-Terrain und kann wuseligen Bienen und Hummeln bei der Arbeit zusehen:
Durch hügelige Graslandschaften geht es weiter, wo der Herrgott (bestimmt für den 06er !?) immerhin immer mal ein paar Felsen eingestreut hat, sonst wäre das mit der Markierung GANZ schwierig.
Teilweise werden zwar auch Aufsteller platziert, aber die werden von den Kühen ja gerne zum Hintern-Kratzen verwendet und haben dann gerne mal eine begrenzte Lebens- bzw. zumindest Stehenszeit :-o
Die Feldwiesalm kommt dann genau zur rechten Zeit für eine kleine Mittagspause:
Der heimische Jagdhund ist echt ein netter (ruhiger) Kerl und schleicht immer mal wieder bei mir vorbei (zumindest solange ich noch Fleischbrot auf dem Brettchen habe), aber außer Kren wird da KEIN Krümel übrig bleiben.
Tja, ich sehe nur so nett aus, mein Lieber, aber beim Essen hört die Freundschaft auf ;-) Immerhin: Er bleibt unverletzt. - Meine Mutter hatte ja schon mal eine Gabel im Handrücken (Pommes-Klau-VERSUCH) - und das ist eher vier als vierzig Jahre her. Ihr Glück damals: Sie saß links von mir. Rechts (mit dem Messer) wäre es wohl blutig ausgegangen :-o
Echt lauschig hier und was sehr auffällig ist: Es ist etwas los, aber insgesamt doch recht ruhig. Inbesondere Mountainbiker trifft man recht wenige. Wahrscheinlich wegen der üblicherweise recht restriktiven Forststraßen-Sperrungen in weiten Teilen Österreichs jenseits der Ski-Arenen. Eigentlich verschwendetes Potential...
Ich gewinne nun wieder an Höhe - wobei ich mich ja schon so hoch wie bisher noch gar nicht auf der Tour bewege.
Jenseits des Adminrals (sagten mir zumindest Menschen, die sich besser auskennen als ich), kann ich schon den Tageshöhepunkt erahnen, nachdem der (kurze) Gratweg nach der Hütte "In der Brach" nun bereits hinter mit liegt:
Im Steilanstieg zur Gemeindealpe (der Gipfel heißt wirklich so !) schaue ich nochmal zurück: Den Höhenzug geradeaus bin ich hergkommen und kurz vor dem Horizont an der Spitze (Kleiner Ötscher) vorbei vom Riffelsattel (Einschnitt)...
Das Gipfelplateau ist immerhin 1.626 Meter hoch und da mir der Rummel (Liftbetrieb !) hier etwas zu viel ist, spaziere ich am Terzerhaus gleich mal rechts vorbei...
... und schaue in den Abgrund jenseits der Markierung am Weidezaun:
Nun geht es steil bergab. Nächstes Zwischenziel ist der idylische Erlaufsee.
Davor liegen aber etliche Höhen- bzw. eigentlich Abstiegsmeter. Teilweise führt der Weg direkt die Skipiste hinab und zwar in einer Form, die die DAV-Heike (Heike 1: u.a. Skilehrerin, Trainerin C Bergwandern und meine Abteilungsleiterin) im Winter üblicherweise "Kaische Sparschwungtechnik" nennt: Man nehme Riesenslalom-Carver mit > 1,80 Meter Länge, gleiche schlechte Technik durch übermäßige Geschwindigkeit aus, verzichte auf möglichst viele Kurven durch weite, kraftsparende (unvollendete) Bögen nahe der Falllinie und komme im Ergebnis maximaler Effizienz (schnell und mit kaum körperlicher Anstrengung) bei besten Sichtbedingungen und gut präparierten Pisten mit griffigem, nicht zu weichem Schnee rasant (ein Begriff, der sonst eher mehr weniger in Zusammenhang mit "K-a-i" benutzt wird) unten an.
Knie werden dabei überbewertet, aus der Gleichung eliminiert und können somit auch nicht belastet werden, geschweige denn kaputt gehen.
Dumm darf man sein, man muß sich nur zu helfen wissen !
Die Mountaincart-Strecke ist auch nicht übermäßig befahren, so daß ich beim Queren kaum aufpassen muß. Und gefühlt fahren die hier bergab langsamer als ich als Kind auf der Ebene im Kettcar mit Muskel- statt Potentieller Energie als Antrieb - Feiglinge ! :-)
Schließlich erreiche ich den See, der (zumindest) im Uferbereich extrem flach aussieht:
Am Ausfluß des Sees überschreite ich nun offziell die Grenze von Niederösterreich in die Steiermark und direkt nach dem Grenzübertritt erwartet mich noch der Gedenkstein des Wegerfinders und Steinbildhauers Carl Hermann zum zehnjährigen Jubiläum des Nord-Süd-(Weit-)Wanderwegs von 1980:
Gen Mariazell müssen nun noch ein paar Kilometer absolviert werden und damit es mir nicht gar zu fad wird, finde ich unterwegs noch einen Geocache (ohne ihn zu suchen) und komme später derart vom Weg ab, daß ich auf einer Eisenbahnlinie lande.
War spannend, ging aber letztlich zu meinen Gunsten aus:
An der Endhaltestelle verlasse ich diesen speziellen Track auch schon wieder:
Kinder: NICHT nachmachen !
Bis zur Basilika von Mariazell (wichtigstes Wallfahrtsziel) ist es dann auch nicht mehr weit:
Ein wunderschöner Bergtag mit relativ wenig Straßen und hohem Single-Trail-Anteil geht nach 7,5 Stunden Gehzeit zu Ende und die Aufteilung OHNE Ötscherschutzhaus hat sich aus meiner Sicht auch bewährt.
Begegnungen:
- Eltern
- gemütlicher Jagdhund auf Feldwiesalm
- 1 Admiral-Schmetterling
Es geht ja doch weiter - war schon in Sorge ...
AntwortenLöschenKein Grund zur Sorge: Bin doch wie ein alter VW Käfer: Nicht viel PS, ein paar rostige Stellen, nicht ganz dicht (im Fußraum steht ab und an das Wasser), manchmal ein wenig zickig und springe nicht gleich an, ABER ziemlich langlebig.
LöschenEr läuft und läuft und läuft...
Mit Besuch und bei schlechtem Empfang leidet das Schreiben, aber heute ist ja Tag der Geschenke: Da ist noch mit mehr zu rechnen...
Grüße nach Wien, K2 :-)
So lasse lesen!
LöschenGuckst Du !
Löschen