Freitag, 8. August 2025

Tag -1: Wie kommt ein Wilder Mann ins Gelbe Krokodil ?

Anreise bis Linz

Sowohl die (logischerweise) naheliegende theoretische Antwort als auch die ganz praktische auf die Frage im Titel lautet natürlich offensichtlicherweise:

Mit der Deutschen Bahn gar nicht :-o

Wie schrieb ich bereits - damals positiv vom Schienenersatzverkehr in der Steiermark überrascht bis geschockt (Osttirol 360°, 2023: Intermezzo 1):

"Schienenersatzverkehr" ist bei uns ja eher etwas wie "nur Lebensmüde und Masochisten im Endstadium - wenn Peitsche nicht mehr wirkt - probieren das freiwillig".

Mittlerweile habe ich allerdings eine (wie ich finde: sehr plausible) wenig steile These: Der jahrzehntelange verkehrsministeriale Vorsatz in Kombination mit dem Führungs-Dilettantismus, dem Kaputtsparen und der Unfähigkeit, Technik adäquat zu adaptieren, sowie Baumaßnahmen geplant und auf Basis tragfähiger juristischer Konstrukte (siehe ganz aktuell: Bahn muß Preissteigerungen bei Stuttgart 21 komplett selbst zahlen) erfolgreich und halbwegs in-Time/in-Budget umzusetzen diente eigentlich einem (viel) höheren Ziel:

Können sich doch heute kaum mehr annähernd wirkliche Mehrheiten für irgendein politisches, religöses, weltanschauliches, kulturelles, soziales, sportliches oder was-auch-immer-geartetes Thema zusammenfinden und die daraus resultierenden Konflikte sowie verschiedenen "Blasen" werden immer verhärteter, so dürfte die größte (inoffizielle) Selbsthilfegruppe Deutschlands mit weit mehr als die 22,5 Mio ADAC-Mitglieder oder 1,5 Mio DAV-Zugehörigen an Betroffenen sehr zielgerichtet als stabile Basis über Jahre aufgebaut worden sein und ein prinzipielles Mobilisierungspotential von jenseits von 83 Mio (Menschen nicht EUR) haben: 

Auf Deutsch-Bahn-Bashing kann man sich Generationen-, Nationalitäten-, Schicht- und Regionen-übergreifend mit wenigen Worten einigen.

Und die ÖBB-Zugbegleiter machen da ab Passau gleich per offizieller Durchsagen fleißig mit: Aber - das muß man Ihnen lassen - Ihre Witze/Ihr Humor ist auch einfach besser ;-)

Aber genug, fangen wir mal von vorne an...

08.08. 08:08 Uhr: München, Marienplatz: Traumpfadbegeher verabschieden ? Nope. Falsche Richtung für heute, auch wenn da später irgendwie alle Züge werden hinfahren wollen.

Am frühen Nachmittag mache ich mit der Arbeit erstmal Schluß, nachdem alles vorbereitet, abgeschlossen und an die Kollegen übergeben ist.

Bereits um 15:05 Uhr starte ich mit dem Bus gen Erlangen.

Warum 2,5 Stunden bis Nürnberg, Hbf rechnen ? - Sicher ist sicher und WIRKLICH sicher ist bei der Bahn nur, daß nichts sicher ist - wie jedes kleine Kind heute wohl spätestens in der Grundschule lernt.

Bis Erlangen klappt im VGN mal alles - diesmal auch mit dem Online-Ticket-Kauf UND der Bezahlung - ich war ja heimwärts schon mal unabsichtlich "schwarz" gefahren, wie ich später merkte, da die App anzeigte "Zahlung erfolgreich" und das aber auch das letzte war, was sie jemals anzeigte.

Egal: In Erlangen stehe ich dann vor einer wirklich schwierigen Entscheidung. Vier Professoren und zwei KIs befragt: Kein/kein eindeutiges Ergebnis :-(

Ist es jetzt besser den früheren Bummelzug S1 zu nehmen (früherer Start und gerade real existierend, aber mehr Stopps und länger unterwegs) oder auf den (mutmaßlich) erscheinenden nächsten Regionalexpress warten.

Sicherheitshalber habe ich jedenfalls noch mindestens einen von jeder Sorte danach auf Reserve.

Naja, nehmen wir halt mal den Zug, der bereits da ist. Immerhin bis Vach (ca. 3 Haltestellen weiter) gibt es kein Problem. Dann eines mit den Türen. Also eigentlich wohl mit EINER Tür. Warum man die nicht einfach auf manuell schalten und schließen kann ? - Vermutlich denke ich zu leicht.

Aber kurz bevor die Club-Fans an Bord zu randalieren oder zu Fuß sich gen Stadion aufzumachen beginnen, geht es nach gut und gerne 20 Minuten dann doch noch weiter.

Langsames Warm-up sozusagen.

Am Hauptbahnhof in Nürnberg noch schnell telefonisch von den Eltern verabschieden und fragen, ob SIE den ICE aus Berlin Gesundbrunnen (na, hoffentlich ist da Name Programm) kurz nach Coburg länger aufgehalten haben, denn es wird schon knappe halbe Stunde Verspätung angezeigt.

Naja, sicherheitshalber geht man denn mal doch halbwegs pünktlich auf's Gleis und dann beginnt das lustige Zügeraten: Zwischenzeitlich werden mal VIER verschiedene ICEs auf den beiden Bahnsteigen angekündigt, die ANGEBLICH im Minutenabstand (nach asymptotischer Stabilisierung) der jeweiligen Verspätungsprognosen starten sollen. Drei über Ingolstadt und einer über Augsburg/Donauwörth. TOTAL realistisch.

Unrealistisch dagegen: Einfach - oder eigentlich ÜBERHAUPT - rausfinden zu wollen, welcher wohl mit erhöhter Wahrscheinlichkeit an Donauwörth vorbeikommt, wo Mutter und Tochter neben mir hin wollen.

Die Dame, die nach Wien muß (mein Zug), ist dagegen jetzt schon verzweifelt zwecks Notlager in Wien, Hbf. Ich bin kurz davor, ihr meinen Hüttenschlafsack anzubieten oder zu versuchen bei rahl eine Nacht zur Untermiete zu verkaufen.

Irgendwann taucht noch der fahrbare Untersatz ICE 95 auf und mit gerade mal einer guten Stunde Verspätung bin ich am Ende auch bereits kurz vor 22:00 Uhr an meinem Quartier beim Wilden Mann in Linz.

Geheimtipps aus dem "Lonely Planet" sind ja sowas von gestern/old-school, Social Media hat/kennt auch kein Mensch mehr, Instagramm hilft da wohl auch nichts, aber so von einem ganz realen Menschen hatte ich am Telefon noch einen Geheimtipp für Abendessen in Linz bekommen: Das Gelbe Krododil.

Allerdings Küche nur bis 22:00 Uhr. Also leider diesmal keine Option und ohne Essen ins Bett :-(

Apropos Essen:

Mich erreichten nach der Erwähnung des einen kleinen Tortenstücks auf der Rotgüldenseehütte (Link) - weswegen ich diese DAV-Gruppe am Tiroler Höhenweg in der Vorbereitung entern mußte, um noch ein wenig Nachschub an der Gschnitzer Tribulaunhütte zu erhalten - noch komische Zuschriften. Angebliche Zeugen wollten an meiner Aussage Zweifel säen, dabei weiß doch jeder, wie das mit der subjektiven und objektiven Wahrnehmungsverschiebung bei Zeugen so ist. Da kann man jetzt entweder bei Wikipedia nachschlagen "Die Qualität von Zeugenaussagen kann durch Fehler in der Fragetechnik der Verhörsperson, Mängel in der Wahrnehmung und Speicherung des Erlebten beim Zeugen, aber auch etwaige Lügenhaftigkeit eines Zeugen beeinflusst werden." (Quelle: Absatz "Qualität von Zeugenaussagen") oder auch mal Fachliteratur studieren: Link.

Ich fürchte, hier liegt sog. "Belastungseifer" vor. Man will mir also einfach etwas anhängen. Aber wie heißt es so schön: 1 Bild sagt manchmal mehr als 1.000 Worte:

EIN Stückchen. Und nichtmal einen Teller habe ich bekommen, sondern mußte die Krümel von der Tortenplatte essen :-o


8 Kommentare:

  1. Oh je, da hast ja gleich mal wieder tief ins Klo gegriffen... :( Gut, dass du das schon gewohnt bist ;)

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  2. Lustig, dass du ich im wilden Mann warst. Hattest du das Zimmer mit der durchsichtigen Nasszelle mitten im Zimmer?

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    1. Ne, derartige Transparenzbestrebungen sagen mir nichts.
      In einem Hamburger Ibis-Hotel hatten wir mal Telefonzellen-artige Dusche im Zimmer...
      Du warst also auch schon im Wilden Mann ?

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    2. Ja, für ein Seminar. Essen war ok.

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  3. In China hatte ich auch schon Schaufensterbadezimmer im neuen Sternehotel.
    Jetzt auf dem Weg zu Heathrow Bei der Abfahrt von einem unerwartet hohen. ca. 250 m Berg (Leigh Hill) für einen Sekundenbruchteil von einer Wespe o. Ä. in die Lippe gestochen worden. Ich sitze nun mit Eiswürfeln vor dem nächsten Pub.
    Beim Fernradweg München Venedig hatte ich sowas nach 99,9% der Strecke in der Ellenbogen Eugen. Statt Lido gab es einen Kühltag in Mestre.

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  4. Stich war am rechten Mundwinkel, Schwellung geht nun schon fast bis zum linken Mundwinkel. Fühle mich wie beim Zahnarzt bei Narkose.

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    1. Es gibt Menschen, die sich für die Entenschnute dubioses Zeug in die Lippe spritzen lassen. Hoffentlich ist dein Ergebnis ein besseres und bald wieder abgeheilt. LG Lisa

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  5. Aua, das tut weh, am Mund sind so viele Nerven, hatte ich auch schon mal :( Gute Besserung!

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