Nachdem es am Vornachmittag schon wieder 20° auf 1.550m hatte, lacht auch am Morgen die Sonne mit Uli und mir um die Wette.
Im urigen alten Teil des Gaberlhauses, hat Anna ein Frühstücksbuffet für uns beide aufgefahren, als würde sie noch einen Bus erwarten. Der ist aber erst zum Mittag (am heutigen zweiten Ruhetag der Woche angekündigt).
Wir tun unser Bestes, aber als wir die Segel streichen, ist bis auf den Salami-Bereich kaum zu merken, daß schon jemand gefrühstückt hat.
Das Gaberlhaus gehörte früher dem Alpenverein (deswegen auch noch das (veraltete) Edelweiß-Logo an der Fassade und wurde dann verkauft, dafür hat der ÖAV Köflach noch eine Selbstversorgerhütte (auf Antwort zwecks übernachten warte ich nun seit ca. 8 Wochen).
Besonders schräg in diesem Fall: Wie wir erfahren, steigen DORT regelmäßig wilde Partys, so daß sich die Wanderer im Gaberlhaus beschweren, weil sie wegen der lauten Musik von nebenan die halbe Nacht nicht schlafen konnten.
Verkehrte Welt !
Auf der anderen Seite der Paßstraße (wieder mal ein quer zum Strom zu überschreitender Übergang) führt unser Weg heute über die Höhe und an den Windkraftanlagen durch den Wald hinüber zum Alten Almhaus.
Im Winter ist das wohl eine nicht ganz anspruchslose Höhenloipe, FALLS auch der Wirt vom Almhaus mal wieder mitspielt: Der Tourismusverband hat eigentlich einen einfach (und sinnvollen) Deal mit den beiden Wirten vereinbart: Sie präparieren jeweils die Hälfte der Strecke mit Ihren Pistengeräten, reichen Rechnungen für Sprit ein, bekommen den bezahlt und dafür steht die Loipe kostenlos den Gästen zur Verfügung.
Das mit der Rechnung scheint für den Almhaus-Wirt, wie man hört, ein unüberwindliches Hindernis zu sein, das Präparieren dann auch und die Idee, daß die vom Gaberlhaus einfach durchfahren verhindern die Malteser als Grundeigentümer um das Alte Almhaus aktiv - von wegen sozial. In mancherlei Hinsicht herrschen in Österreich NOCH schlimmere Verhältnisse als in Deutschland oder Stein (von den sieben Anzeigen im Nachbarschaftskrieg am Gaberl mit seinen vier Häusern wollen wir jetzt nicht weiter reden).
Auch weiter hinüber zum Salzstiegelhaus am Hirschegger Sattel verläuft der Nord-Süd-Weitwanderweg ohne große Steigungen oder Gefälle. Das könnte im Winter also insgesamt EIGENTLICH ganz spannend sein mit Langlaufskiern.
Zuweilen hat die Natur am Weg noch auflockernde Skulpturen aufgestellt:
Am Salzstiegerlhaus treffe ich kurz Uli, der heute ausnahmsweise bereits 30 Minuten vor mir auf die Piste gegangen ist, so richtig hole ich ihn aber erst nach dem Aufstieg über die Skipisten in der Flanke des Speikkogels ein:
Vom Peterer Sattel steige ich weiter auf:
EIGENTLICH führt der markierte Weg hier wiederum links durch die Flanke am Hang entlang, aber wenn ich schon mal hier bin, lasse ich die Tradition vom Vortag wieder aufleben und gönne mir das Bankerl am Peterer Riegel (1.963m) für eine kleine Mittagspause:
Hier läßt es sich wirklich aushalten !
Gerade als ich einpacke, erreicht auch Uli den Gipfel, der sich auch wieder für den kleinen Umweg entschieden hat.
Ich mache mich los und kann ihn am Gipfel noch mal rückblickend ablichten:
Bevor jetzt spitze Kommentare kommen: NEIN, ich werde nicht zum Gipfelsammler - vielleicht sollte ich öfter mal die Wegweiser oder das GPS genauer betrachten ;-)
Die Landschaft, durch die es nun über viele Kilometer geradeaus geht, ist irgendwie spektakulär - obwohl sie an sich recht unspektakulär ist:
Die Landschaft sieht in großen Teilen aus wie im Fjell in Nordeuropa: Geschwungene, endlose Hügel. Beerenbewuchs (allerdings hier Blau- und Preisel-, statt Moltebeeren). Ab und an einzelne Bäume oder Felsen. Keinerlei Menschen. Einfach wenn es hochkommt ein Pfad, häufig aber auch nur Wegspuren. Vereinzelte Markierungen (allerdings keine "T"s wie in Nord-Norwegen).
Tja, und da wäre noch der kleine Unterschied der örtlichen Rentier-Gattung: Die wirken weniger vorwitzig und klauen wohl auch keine Blumen und Kohl aus den Gärten, um sich dann davon zu trollen (wie das in Mehamn üblich ist), sondern die wirken hier eher gleichgültig bis ignorant.
Und manchmal machen sie "Muuuuuh" !
Ein Nachwuchs-"Rentier" hat hier noch dazu illegal "rübergemacht":
Nach Kärnten !
In den Westen !!
Trotz der Grenzsicherungsanlagen und Warnschilder !!!
Augenscheinlich hat das Kälbchen sich hier durch die Schleuse für den kleinen Grenzverkehr in der Nähe geschmuggelt:
Ich spaziere weiter durch die tolle und in dieser Ausdehnung ungewohnte Landschaft...
Nach gefühlten fünf Kilometern beginnt dann doch langsam der Abstieg und die Bäume werden etwas dichter:
Auf der Bernsteinalm gönne ich mir eine Einkehr und bei MOHNstrudel kann man auch nicht "nein" sagen, oder ?
Als ich den Almwirt auf die Kühe anspreche (diese riesigen Weidegründe - der Zaun ist nämlich nur gen Kärnten und nie auf all den Kilometern quer montiert) und das Kälbchen in Feindesland im Speziellen, meint er nur: "Wenn's Hunger kriegt, kehrt's z'ruck."
So einfach ist das !
Ich gehe einfach weiter meinen Weg...
Hier prüfe ich dann noch kurz auf imaginären Stacheldraht, aber als ich auch nach 15 Minuten nicht fündig werde, ignoriere ich den Durchgang und spaziere ganz frech einfach rechts daran vorbei ;-)
Die Knödelhütte behagt mir dann, ob der vielen Autos und Menschenmassen eher weniger - mal wieder alles richtig gemacht, wie sich im Nachhinein zeigt. Und ob die HIER Ahnung von Knödeln haben ? Und den Unterschied zu Klößen kennen ??
Und jetzt komme mir bitte keiner dieser Südstaatler mit "Kartoffelknödeln" ! Banausen !!
Nun ist einige Kilometer der Fahrstraße zu folgen, wo - ob der fortgeschrittenen Stunde - nun viele mit dem Pkw gen Tal fahren, aber immerhin verhalten sich ALLE sehr zivilisiert und passieren mich im Schritttempo. Geht doch !
Kurz vor meinem Tagesziel, dem Barbarahaus vergeige ich dann noch die Sache mit der finalen Abzweigung: Das Warnschild wegen der Fuchsräude studiere ich zwar, aber daß dahinter Markierungen in den Wald führen entgeht mir. Ein Schild wäre an der Abzweigung natürlich sinnvoller gewesen als das zehn Minuten vorher, was einfach nur erneut an der Straße entlang gezeigt hatte.
An der Schranke auf der Straße schaue ich aber doch mal auf's GPS und gehe halt die paar Hundert Meter zurück.
Nach einem kleinen Aufstieg über einen Pfad durch den Wald und an Felsen vorbei, erreiche ich mein Tagesziel die Barbara-Hütte.
Fast !
Irgendwie muß ich es noch an dem Wachhund von der schwarzen Garde vorbeischaffen, der hier sehr aufmerksam den Eingang bewacht:
Das Haus der Naturfreunde wirkt zwar etwas heruntergekommen, aber der Wirt und das Essen - nicht nur im Internet, sondern selbst am Haus steht auf einem Schild "Selbstversorgerhütte" - sind eine Wucht ! - Nennt man derartiges dann wortwörtlich "SCHILDbürgerstreich" ?
Begegnungen:
- 1 kleine Eidechse
- 1 Falke
- Uli
- 1 Falke
- 1 Kälbchen auf der falschen Zaunseite (Kärnten)
- 1 schwarzes Wachhund-Alpaka
- 1 braunes Wuschel-Alpaka
Schön langsam wirst du ein richtiger Gipfelsammler. Die kannst du dann in deine Statistik einbauen. (Mach ich auch immer). Und ad Essenssituation: auf Regen folgt oft Sonnenschein.
AntwortenLöschenLg
1. Jo, Gipfel/Übergänge baue ich ja immer unten mit ein. Aber erst ab 2.000 Meter (siehe Vorbereitungstouren am Tiroler Höhenweg bzw. den Tuxer 7 Summits). Und BISHER war der 05er nie so hoch. Aber das "dicke" Ende kommt ja noch.
Löschen2. Zwecks Essen/Regen:
a) Problem ist nur, wenn Du den Sonnenschein nicht mehr erlebst :-(
b) Regen könnte man wenigstens trinken :-o