Mittwoch, 27. August 2025

Tag 18: Als unterhaltsames Duett unterwegs

Barbarahaus - Weinebene
(21,4 km - 960 Hm auf - 620 Hm ab)

Am Morgen lacht schon wieder die Sonne auf das Barbarahaus:

Vor dem Abmarsch aber nochmal kurz zurück zum Vorabend und der illustren Runde aus Uli, dem authentischen Wirt (nur original mit Hut sowie Bart !) und mir...

Wir lassen uns verwöhnen, bekommen Menu mit Suppen- und einem heftigen Dessert-Nachschlag (Mohn-Nuß-Topfen-Spezialkuchen) und einige echt wilde Geschichten von oft hier nächtigenden Monteuren/Arbeitern, wo man sich fragt, ob jetzt die einzelnen "Gäste" oder deren Arbeitgeber das größere Problem sind.

Der Chef überlegt jedenfalls, nach der Langzeitmiete für die aktuellen Windkraftanlagenaufsteller bis Ende des Jahres von dem Pack gar niemanden mehr zu nehmen.

Wir bestehen aus gegebenem Anlaß beim Begleichen unserer Rechnung darauf, daß er die Messer nachzählt ! Nicht, daß man den Weitwanderern noch etwas nachsagt !!

Die Rechnung ist jedenfalls ein Witz: Bei der Reservierung dachte ich noch so, ok 40 EUR für Halbpension, da kommt dann noch die Nächtigung dazu.

Nope: 40 EUR gesamt für einzelgenutztes Dreibettzimmer mit Fernseher (ungenutzt) und 2,50 EUR pro 0,5 Johannis-Leitung ! - Ich rekalkuliere zur Strafe das Trinkgeld, damit mir der Mann nicht verhungert, heil über den Winter kommt und hoffentlich noch lange den Weitwanderern mit dem leckeren Essen (Salat mit Kernöl gab es zur Hauptspeise NATÜRLICH auch noch dazu - vom Frühstücksei reden wir noch gar nicht) erhalten bleibt.

Kaum habe ich mich von den beiden Haus-Alpakas am Barbarahaus verabschiedet, laufe ich auf den trödelnden Uli auf und wir spazieren zusammen weiter, um bald zwei andere Alpakas auf einer Weide neben dem Weg anzutreffen, wobei der schimmelige Hengst wohl ein ganz ein Wilder ist:

Wir sind jedenfalls froh, ob des Zaunes ! :-o

Nun geht es hinab zum Packsattel. Jetzt meinen die Rosskenner unter den LeserInnen (manche davon evtl. auch Rosstäuscher ?) bestimmt, sie können mal mitreden, aber in Wahrheit haben sie einfach keine Ahnung: Weiß doch jedes Kind, daß der Packsattel logischerweise der Sattel (1.169m) oberhalb von Pack ist - und letzteres auch weder mit albanischer Mafia (die der Wirt vom Barbarahaus zahlungsunwilligen Firmen in Aussicht stellt), noch mit Arbeitern vom Balkan oder diebischen (zweibeinigen) Elstern zu tun hat.

Aber bevor meine Gedanken jetzt weiter galoppieren, zurück zum Weg...

Etwas später weiß ich, wovor in den Aktualisierungen der Weitwanderer zum 05er gewarnt wird:

Oh je: Kam ich mir bei den letzten Weidedurchlässen schon STARK übergewichtig vor - ohne den bärenstarken Zaunpfahl-Umbieger Uli (nicht zu verwechseln mit dem [Buch] "Zaunlattenzertrümmerer" von Dieter Henning) würde ich evtl. immer noch feststecken - oder liegt es doch nur an meinem (überbreiten) Hinkelstein am Rücken ? - jedenfalls fürchte ich etwas meine aktuelle Gesamttonnage, was das Passieren dieses AUGENSCHEINLICH in Mitleidenschaft gezogenen Objekts angeht, was in einem früheren Leben bestimmt mal eine stattliche Brücke war :-o

Wir bleiben alle - Gott, sei Dank - beide heil: Uli und ich. Über die Brücke reden wir jetzt mal lieber nicht...

Auch wenn Uli meint, ich möge doch ruhig schneller gehen, paßt das Tempo bis über die Hälfte der Etappe ganz gut und wir nutzen die Gelegenheit zum Quatschen.

An der Hebalmstraße sehe ich nach Jahren mal wieder DAS grüne Herz der Steiermark (das ist mir ja seit dem Zentralalpenweg, 2017: Tag 10 unvergessen, wo ich beim Ausstehen des Regens am Kassenhäuschen über lange Zeit auf das Schild an der dortigen Paßstraße blickte):

Wir waren also wohl - heute wieder/weiterhin bei bestem Wetter (deswegen halte ich mir Uli warm: da ist immer gutes Wetter ;-) - gerade in Kärnten :-o

Weiter geht es durch den Wald...

Irgendwann läßt Uli sich zurückfallen und ich mache alleine die Langlaufloipen unsicher (keine Spur beschädigt !), die hier scheinbar kreuz und quer durch die Wälder führen:

Über manche Weisheiten am Weg kann ich dabei nur müde lächeln:

Das mit dem Willen ist klar.

Und daß man natürlich ZWEI Wanderstäbe (= Stecken/Stöcke) braucht, ist einfach logisch !

Den Segen von oben habe ich heute augenscheinlich auch - oder Schicksal - oder gutes Karma - denn ohne Uli bin ich natürlich unbeholfen, aber alle weiteren Weidedurchgänge haben unterschiedlichste (aber in jedem Fall komfortable) Tür-/Tor-Konstruktionen...

In der Gegend werden gerade (weitere) Windkraftanlagen mit einem Investionsvolumen von 500.000.000 Euro realisiert, immerhin haben sie da auch ein paar investiert für eine ordentliche Info-Tafel mit den Umleitungen für die Wanderer:

@Graz: Keine Sorge, der 05er ist NICHT betroffen, sondern quasi eine der Umleitungen.

Sehr schön !

So schlendere ich weiter, denn die angeblich knapp 1.000 Aufstiegsmeter des heutigen Tages merkt man überhaupt nicht, wenn es so dahin geht...

Auf der Handalm paßt das Nebeneinander von Natur, Weg und Windpark ganz gut: Etwas Abstand, die Felsen durften bleiben und die Anlagen stehen ein paar Meter am Hang statt am jeweils höchsten Punkt:

Ich kann nun schon auf die Koralpe hinübersehen, wo mich morgen (und Uli natürlich auch ;-) der Nord-Süd-Weitwanderweg weiterführen wird.

Vorher markiert dieser Ofen (so heißen hier die Felsen im Gelände) aber noch den Beginn eines heißen Abstiegs...

Recht steil geht es über Stufen hinab gen Weinebene (die Paulus-Kapelle haben wir uns für morgen aufgehoben).

An der Paßstraße ist schon klar, daß ich zum Nächtigen rüber nach Kärnten muß.

"Weinebene" ?

Ist schon irgendwie komisch: Nirgends Wein. Und Ebene würde man wohl auch eher im Tal als auf dem Berg erwarten. Warum also nicht wenigstens "Weinberg" ?

Die Bedienung im Alpengasthof Göslerhütte ist zur Klärung dieser Sachfrage leider auch so gar keine Hilfe :-o

Ich gönne mir erstmal eine kalte (Teil-)Dusche, studiere die ausliegende Infozeitschrift, deren Titel interessant klingt:

Auch wenn der 02. August bereits lange vorbei ist, eine 24-Stunden-Wanderung wäre auch mal wieder etwas...

Vorher aber erstmal mit einem traumhaften heißen Apfelstrudel mit heißer Vanillesoße und heißem schwarzen Tee mit Milch aufwärmen...

Nachdem nach zwei Tagen Zufuhr von (heißem) Essen und (kohlensäurefreien) Getränken mein Ruhepuls bereits wieder nahezu im Normalbereich und meine Hirnaktivitäten in der Nähe des langjährigen Durchschnitts zu finden sind - mein Vater würde nun wohl anmerken: auf niedrigem Niveau ;-) - sind mir heute im Tagesverlauf weitere einfache Gerichte eingefallen, die man mit wenigen (Rest-)Zutaten in einer Küche zaubern kann - also, wenn man denn WILL. Lustigerweise war auch Puddingsuppe mit Schwarzbrotbröckerla dabei - daran muß ich gerade bei dem vorzüglichen Strudel wieder denken.

Zwischenzeitlich hat der Chef auch schon schuldbewußt Bescheid gegeben, daß er vergessen hatte, das heiße Wasser zu aktivieren. Na, dann gehe ich später als Dessert zum Abendessen eben nochmal HEISS Duschen :-)

Vor dem Dinner kommt aber einerseits Uli noch an und später werde ich von einem wildfremden Motorradrocker gesetzteren Alters von der Seite angesprochen mit "Du mußt der Coburger Wanderer sein !"

Ah, Servus, Bruder von Uli !

"Horsti", der ältere Bruder von Uli, ist heute die 70 Kilometer mit seiner Maschine herübergekommen, um seinem Bruder einen Besuch abzustatten:


Begegnungen:

- 1 großer Greifvogel

- Uli

- 2 Alpakas auf Weide

- 1 großer Greifvogel

- 1 kleine Eidechse

- "Horsti" (älterer Bruder von Uli) zum Abendessen mit dem Motorrad zu Gast


10 Kommentare:

  1. Jetzt hast vor einer Woche eh schon sein Kreuz am Seeberg zur rechten liegen gelassen und heute den Carl himself zur linken? Muss ich das Exkommunikationsverfahren einleiten?

    Bei meinem letzten Besuch ('21) am Barbarahaus stand beim Preis noch knapp ein 2er vorn, konnte es damals auch nicht glauben.

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    1. Ah, seh schon, ich muss lesen auch! Nicht nur Bilder schaun...

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    2. Ja, ja, ich weiß: Das mit dem Text ist lästig :-b
      Ich bemühe mich aber eben um Barrierefreiheit (den Text kann man sich evtl. auch vorlesen lassen, auch wenn Verständnis zuweilen etwas schwierig werden könnte) - ganz im Unterschied zu den Weidedurchgangsverhinderungsbauern hier in der Gegend !

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  2. Alter Schwede, jetzt gehts in den Endspurt. Freu mich auf die abschließenden Berichte.
    Lg

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  3. Da geht's dahin! Keine Rede von Pilgerschritt.

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  4. Immerhin bin ich jetzt beim Endspurt dabei und hab aufgeholt. Bin bereit für neue Berichte. Grüass Pepi

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    1. Richtiges Timing ist alles !
      Ich sage nur: So mit dem Auto heimkommen, daß man den Landstreicher noch 50m vor dem Ziel hupend abfangen kann ;-)

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  5. Hallo Kai, ich finde es super, dass Uli nicht immer ganz alleine den Weitwanderweg gehen musste. Schön das du ihn begleitet hast und dass ihr euch so gut verstanden und aufeinander aufgepasst habt.(Gattin von Uli) Lisi

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    1. Liebe Lisi.
      Dein Kommentar hat mich sehr gefreut !
      Es war mir eine Freude und eine Ehre Deinen Mann ein Stück, auf seinem Weg einen seiner Träume für die Pension (Österreich zu Fuß quer und längs) zu verwirklichen, begleiten zu dürfen.
      Wir Weitwanderer sind unterwegs zwar oft EinzelgängerInnen, aber morgens, abends, auch mal für Wegabschnitte und/oder in kniffligen Situationen organisiert man sich gerne zusammen in sozialer Gesellschaft, was in der Regel gut harmoniert. Außerdem hat man auch ein Auge aufeinander !
      Schöne Grüße aus Kalch im Burgenland am ostösterreichischen Grenzlandweg WWW07 :-)

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    2. P.S.: Und evtl. sieht man ja sogar Euch beide zur Verleihung des goldenen Abzeichens für Uli:
      Samstag, 14.03.2026 um 14:00 Uhr, Restaurant Achillion, Wien Ottakring

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