7-TuXer-Summits
In die Rubrik "Was ich schon immer mal machen wollte - ...*" fällt für mich seit 2008 (als alles mit der klassischen Weitwander-Einstiegsdroge in Traumpfad-Dosis vom Marienplatz über die Alpen bis an die Adria begann) die München-Venedig-Variante über die "Seven Tuxer Summits" zwischen Glungezer und Lizumer Hütte.
Alleine habe ich mich das nie getraut, aber als irgendwann dieses Jahr eines dieser typischen Gespräche mit einer alten Schul-Freundin (der geneigten Leserschaft sei hierbei nun individuell die Gestaltung der Betonung überlassen ;-) quasi dabei endete - um nicht - vielleicht treffender - zu sagen darin gipfelte, ich könne ja mal eine (Überraschungs-)Tour vorschlagen/planen/organisieren, hatte ich eine Idee, nein: einen Plan...
Ich nehme einen absoluten hochalpinen Mehrtageswander-Newbie vom Typ Fitter-als-die-erwachsenen-Sportler-Söhne mit, dann wird aufgepaßt und ich brauche mir keine Sorgen machen (Insidern auch bekannt als das Schönhuth2025-Ruff2008-Exempel-Paradoxon). Soll ja schließlich auch Leute geben, die gehen als erste Mehrtagestour im Leben 100 Tage von Graz nach Monaco (Ergänzung: er bevorzugt(e) violett ;-).
BTW: Eine Freundin aus dem Chiemgau glaubte mir vorab mal wieder kein Wort: Als pflegte ich zu scherzen ;-)
Um dem ganzen noch einen gewissen Kick zu geben - nicht, daß hinterher Langeweile-Beschwerden kommen - hatte ich noch das Eindringen in einen militärischen Sperrbereich eingeplant, wo regelhaft scharf geschossen wird - na, wenn das mal nicht für zusätzlichen Nervenkitzel sorgt, weiß ich auch nicht.
Merke: Dumm darfst Du sein, Du mußt Dir nur zu helfen wissen !
Gesagt getan, aber wie verheimlicht man das Ziel, wenn man nur der Mitfahrer auf der Anreise ist ?
Kein Problem: Das GoogleMaps-Navi frißt ja bekanntlich auch Geo-Koordinaten und es gibt wirklich noch Menschen, die wissen bei 47.yyy 11.xxx noch nicht gleich, wo es (grob) hingeht ;-)
Aber selbst wenn: Vom Park&Ride-Parkhaus in Jenbach geht es in die S-Bahn in Richtung Innsbruck, kurz vorher (in Hall in Tirol) überraschend raus, kaum umgeschaut in den nächsten Bus und erst an der Talstation der Glungezerbahn in Tulfes ist ein erstes Verschnaufen sowie kurze Mittagspause angesagt - mit Hungerast Seilbahn fahren könnte ja zu unkontrolliertem Kannibalismus führen, was (zumindest für's Erste) unbedingt vermieden werden sollte.
Selbst als wir gen Bergstation schweben - 2.300 Aufstiegsmeter aus dem Inntal wären für den ersten Tag nach der vormittäglichen Anreise wirklich zu viel gewesen - ist der Begleitung mutmaßlich noch nicht voll umfänglich klar, was auf sie zukommen würde. Gut, daß der nicht schwindelbefreite Ehemann zu Hause die Stellung hält.
Die ersten 600 Aufstiegsmeter gen Glungezer Hütte vergehen wie im Flug und Gams sowie Murmeltier können auch bereits von der Liste der Todos am Weg gestrichen werden.
Zeitlich liegen wir auch super, um nicht zu sagen: Aufwärts sind wir flott unterwegs.
Für's bis Drei (Rest: 0) zählen, ist aber natürlich noch genug Zeit...
Das Timing paßt auch: Abends in der Hütte kommt draußen Starkregen und mal kurz Schneesturm vom Himmel, aber bis zum Hüttenschluß ist der Spuk schon wieder vorbei, so daß wir trocken das Außenlager erreichen, wo alle anderen Mitbewohner bereits wie tot schlafen.
Die Nacht ist (draußen) kälter als gedacht und prognostiziert.
Generell hat der nepalesische Hüttenwirt (mit Tiroler Akzent) vor dem instabilen Juli-Wetter gewarnt: Auch wenn schön vorhergesagt sei, wäre wohl mal wieder mit etwas Niederschlag irgendwann am Folgetag zu rechnen.
Recht sollte er behalten. Aber eines nach dem anderen...
Bereits wenige Minuten (und ebenso viele Rutschpartien) nach dem morgendlichen Start stehen wir am Glungezer Gipfel:
Erwähnte ich eigentlich bereits das Glatteis ?
Statt +3° laut Vorhersage (Vorab-O-Ton meiner Begleiterin: "Ich dachte, wir gehen im Sommer ?!" - klar: klassisches T-Shirt-Wetter...) hatte es in der klaren Nacht deutlich unter 0° abgekühlt und auch für die nächsten 2-3 Stunden dürfen wir im Schatten mehr gleiten als gehen: Der jungen Novizin sollte also jede Menge bis ausreichend Action und Herausforderung geboten sein.
Und so starten wir in den Gratweg von Gipfel zu Gipfel...
Das Fordernde bzw. für uns zeitlich Anspruchsvolle sind immer die (Steil-)Abstiege:
Ausgesetzte Stellen gibt es so gut wie keine, so daß für mich sowieso alles im grünen Bereich ist und auch unsere Team-Operation im gemeinsamen Bezwingen der langen Gratwanderung (mit kaum mal 20 Gehmetern am Stück) mit eingestreuten Kraxeleien läuft - im wahrsten Sinne des Wortes.
Der letzte Gipfel ist dann bereits harmlos:
Dafür wird der Weg bald rot (wie Blut) statt schwarz (wie Pech), was ja eigentlich auch logisch ist, denn nun kann man angeschossen werden:
Eine letzte Hürde hat der oberste Befehlshaber uns nun noch - ganz frisch und signalfarben bewestet - in den Weg gelegt: Den militärischen Wachposten, der uns erst nicht durchlassen will, dann zum Shuttle schickt und dort uns wiederum erklärt wird: BREAK, also doch zu Fuß weiter...
Wäre das nicht das Österreichische Heer, sondern die deutsche Bundeswehr gewesen, wäre ich mir recht sicher, daß sie nach einer Weile vor Ort und langem Nachdenken bemerkt haben, daß sie eine der folgenden Komponenten vergessen haben und nun noch holen müssen:
- die Munition
- das Gewehr
- den Scharfschützen
Nach zehn Stunden ohne jegliche Pausen (die Dame gönnte mir nichtmal was zu Essen - ein paar Cashew-Kerne und ein Stückchen Riegel mußten reichen) erreichen wir letztlich das Ziel: Schee war's :-)
Und nach dem Abendessen und einer doppelten Dusch-Ration (Schnaps ist für uns beide nicht so das Ding) sieht die Welt noch viel besser aus. Vom starken Regen draußen ganz zu schweigen - Timing, you know :-)
Die Planung für den Folge-Tag vereinfacht sich am Abend auch bereits deutlich: Daß man spätestens um 07:00 Uhr die Hütte für Routen gen Süden würde verlassen haben müssen, war mir vorab auf Basis des Schießplans bereits klar gewesen (analog zu 2008), daß es allerdings erst ab 06:40 Uhr Frühstück bei den aktuellen Wirtsleuten gibt, erledigt das bei Halbpension sowieso.
Also ist klar: Wenn es keine kleinen Hunde regnet und unsere etwas geschundenen Körper mitspielen, wollen wir über das Torjoch gen Osten und dann auf dem einen oder anderen Weg ins Tuxer Tal gehen.
Gesagt getan.
Nieselregen und tiefhängende Wolken können uns nur ein müdes Lächeln ins Gesicht, aber nicht die Anoraks aus den Rucksäcken zaubern: Zwei Wanderer im kollektiven Petrus-Ignore-Mode.
Über die "Nasse Tux(alm)" - da war der Name von unten Programm, kombiniert mit verschiedensten Darreichungsformen von Gatsch - folgen wir auch für mich neuen Wegen, statt zu versuchen, Tines bekannten Reinfall von 2011 zu imitieren ;-)
Letztlich erreichen wir am Mittag Lanersbach, wo der Bus bis Mayrhofen abfährt. Die Zillertaler Schmalspurbahn bringt uns anschließend - durch den nun aufgekommenen richtigen Regen - zurück zum Auto nach Jenbach.
Heimwärts geht in Oberbayern stellenweise die Welt (fast) unter bzw. herrscht auf der Autobahn Aquaplaning-Gefahr. Erwähnte ich schon das optimal bis perfekte Timing, das Beste aus dem Halbwegs-schönes-Wetter-Fenster zu machen ?!
Summa summarum:
- alle Beteiligten haben überlebt
- ein paar Kratzer und viele Erinnerungen bleiben
- eine Einschätzung lautet kalkuliert, leicht sinnig oder so ähnlich ;-)
- das (traum-)tänzerische Führungsverhalten wird als kompetent und einfühlsam bewertet (wer auch immer da gemeint ist)
- Medikamente wider Suchtverhalten sind in der Nachsorge/Rückbildung von der Hebamme des Vertrauens ggf. angeraten
- von einer schweren Geburt kann nicht die Rede sein
- und am Ende (oder war es doch der Anfang ?) dominiert die Einschätzung was Kai geht, kann ich auch
q.e.d.
Gipfel/Übergänge (>= 2.000m):
- Glungezer, 2.677m (Summit 1)
- Gamslahnerspitze, 2.681m (Summit 2)
- Kreuzjöchl, 2.678m
- Kreuzspitze, 2.746m (Summit 3)
- Rosenjoch, 2.796m (Summit 4)
- Grünbergspitze, 2.790m (Summit 5)
- Grafmartspitze, 2.720m (Summit 6)
- Nördliche Schoberspitze, 2.440m (Summit 7)
- Naviser Jöchl, 2.479m
- Torjoch, 2.386m
* mich aber bisher nie traute...
Konnte der Soldat wenigstens die Karte richtig halten/interpretieren? Vor 2-3 Jahrein in der Schweiz wollte man mich erst auch nicht durchlassen. Habe dann dem schweizer Soldaten die Karte erklärt und durfte vorsichtig weitergehen. Der amerikanische Instruktor sagte alles kein Problem. Scharfschützen mit 3 m langen Gewehren aus Deutschland, Italien und der Schweiz
AntwortenLöschenUnd Frankreich
AntwortenLöschen2 m lange Gewehre, blöde Handy Tastatur
AntwortenLöschen2m langes Scharfschützengewehr ?
LöschenKlingt ja fast wie russische Panzerbüchse PTRD (2020 mm) aus dem Großen Vaterländischen Krieg...
Das mit der Lainsitz ... na ich weiß mal nicht, ob ich Dir das so glauben soll ... :-)
AntwortenLöschenHerrje, wieso landet das jetzt hier ... hmpf
LöschenBehaupten zumindest die vom ÖAV.
LöschenIch unschuldig :-)
Das mit dem hier landen ist doch kein Problem:
LöschenWenn Du groß bist, wirst Du einfach Informatiker :-b
Die Liste der Gipfel und Joche könnte von mir sein. Sehr ordentlich.
AntwortenLöschenDanke Volker !
LöschenDas Problem bei/mit mir ist im Zweifelsfall ja eher mehr weniger mangelnde Ordnung, sondern einfach viel weniger absolvierte Gipfel :-o
Ich fürchte, Du wirst bis Monaco eher auf 150+ Aufstiegs-Kilometer kommen ;-)
Mal sehen. Lg
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