Freitag, 29. August 2025

Tag 20: Auf getarnten Wegen ans Ziel

(Schwanberger) Brendlhütte - Eibiswald
(22,3 km - 260 Hm auf - 1.410 Hm ab)

Auf der Hütte bekommen am Morgen (ab 08:00 Uhr) alle Wanderer noch ein richtig opulentes Frühstück, Monika, Marion, Uli und Günter posieren nochmal für ein Gruppenfoto:

Anschließend heißt es Abschied nehmen: Uli, Du wirst mir die nächsten Tage fehlen !

Ich starte heute als Erster, schließlich habe ich noch etwas vor...

Ich blicke nochmal zurück auf die Schwanberger Brendlhütte und was mir die ganze Zeit schon durch den Kopf ging, bestätigte sich bei einem Blick auf die Landkarte und dann in die Archive: Schwanberg ?

Schwanberg ! Graz - Monaco, 2014: Tag 003 - so klein ist die Welt ;-)

Heute ist der weitere Abstieg vorherrschend, meist durch den (dunklen) Wald, aber zuweilen auch erhellt von farblichen Lichtblicken...

Ich lasse es bergab rollen/laufen...

Vorsichtig muß ich aber vor dem ersten Gegenanstieg sein: Obwohl die Brücke professionell geflickt und somit nicht direkt vom Zusammen- oder Mann vom Durchbruch bedroht ist, lauert hier - nach dem nächtlichen Gewitter - eine immense Gefahr:

Ich KENNE diese Gefahr. Ich gehe entsprechend möglichst schrägbelastungslos (analog wie beim Queren von Eisplatten beim Skifahren), aber es hilft alles nichts: Blankeis bestrichen mit Schmierseife ist nichts dagegen :-o

Da fehlt den Österreichern noch die Lösung, die sich partiell in Frankreich und nahezu flächendeckend in der Schweiz findet: Aufgeklammerter/-genagelter Hasendraht !

Problem gelöst ! - Da kann das (falsche) Holz naß und glatt sein wie es will, das Geflecht sorgt selbst bei echtem Glatteis für die nötige Reibung unter den Sohlen.

Ich kann mich mit den Armen abfangen und meistere auch diese letzte technische Herausforderung der aktuellen Tour.

Dann geht es hinauf nach St. Oswald ob Eibiswald, wo ich für Uli und Günter die Brennnesseln deutlich reduziere. 

Im Ort dann ein symptomatisches Bild:

Dorfgasthof geschlossen, aber Lieferando-Aufkleber :-o

Es beginnt leicht zu regnen, aber als Petrus einsieht, daß ich mich davon nicht unterkriegen lasse, dreht er den Hahn auch wieder zu.

Etwas nach dem Feuerwehrhaus stehe ich an einer Y-Gabelung: Links hoch oder rechts bergab ? - Kein Wegweiser, laut GPS rechts und ich meine, dort an einem Obstbaum auch noch eine Markierung gesehen zu haben.

Im weiteren Verlauf sind allerdings auf Kilometern die Markierungen systematisch übermalt:

Nun, mein über 450 Kilometer aktuell wieder sensibilisiertes Auge sieht rot-weiß-rote-Markierungen quasi per Röntgenblick - egal, was irgendjemand da drüberpinselt ;-)

Der Weg ist prima und Hunde sind da wohl auch zuweilen unterwegs, wenn ich mir dieses Relikt so ansehe:

An der Höchwirt-Kapelle erreiche ich wieder die aktuelle Markierung, die augenscheinlich über die Asphaltstraße führt, statt über die lauschigen Wegchen, die ich mäandernd genutzt hatte:

Fortgesetzt geht es begab und mal wieder spannend auf der gemähten Wiese, den weiteren Weg (etwas versteckt, rechts im Wald) zu finden...

Mittlerweile habe ich die Weinberge mit den lokalen Spezialitäten erreicht.

Diese (privaten) Aussichtstürme scheinen aktuell sehr in zu sein, insbesondere bei den steirischen Winzern (das war mir schon 2023 zwischen Bad Radkersburg und Eibiswald am Südalpenweg aufgefallen).

Ich verzichte allerdings auf den (Zusatz-)Aufstieg und die Wollschweine machen sich leider auch rar - dabei habe ich gerade gar keinen Kohldampf.

Kurz nach dem Buschenschank Garber will ich in einer Kurve schon geradeaus einen direkten Weg laut GPS gehen, da sehe ich links die Straße entlang den Rücken eines langen Lulatsch.

Ha, die Gestalt kenne ich doch !

Dort sitzt Gert, 1. Vorsitzender der ÖAV-Weitwanderer:

Er ist extra aus Graz herübergekommen und mir noch ein Stück entgegen spaziert.

Die letzten 2,5 Kilometer bis Eibiswald gehen wir nun gemeinsam.

Am Ortsrand findet sich das Arrangement zu Ehren Carl Hermanns,...

... des Nord-Süd-Weitwanderwegs 05 und...

... der sog. Gottlobstein:

Getreu des Mottos: "Gottlob, Eibiswald ist erreicht"

Nein, DAS kann ich nun wahrlich NICHT sagen !

Schön war's. Dürfte auch noch weiter gehen. Waren ja nichtmal ganz 500 Kilometer. Jetzt, wo man warm und in Schwung ist...

Allerdings unter einem Aspekt betrachtet, ist es schon gut, jetzt das Ziel erreicht zu haben: Der Verfolger. Ich spürte zuweilen schon seinen heißen Atem im Genick. Evtl. war ich deswegen auf dem Weg zur Gleinalm und insbesondere in den herbstlich, skandinavischen Hügeln der Koralpe zuweilen recht flott. Es war uns nämlich jemand auf den Fersen - gottlob, allerdings von Polen und nicht bereits am Nebelstein gestartet. Permanenter Allradantrieb ! - Und ich krücke mit meinen Stöcken. Sehr guter Schwimmer ! - Ich würde in der Donau jämmerlich absaufen.

Emil ist ja auch auf (s)einem Nord-Süd-Weg unterwegs und wenn Du dann nicht glaubst, daß Dich ein Pferd knutscht, sondern gleich ein Elch: Link.

Mit Gert spaziere ich noch ins Zentrum auf eine kleine Stärkung.

Später bringt uns der Bus (diesmal fährt er fahrplanmäßig, nicht wie Osttirol 360°, 2023: Intermezzo 4) hinüber zum Bahnhof nach Wies.

Dort empfängt uns ein Zug der DEUTSCHEN Bahn:

Kein Wunder, daß bei uns zu Hause das Rollmaterial fehlt (ICEs leihen sie sich jetzt ja auch schon für Plaisierfahrten: siehe Ostösterreichischer Grenzlandweg 2025, Tag b52).

Jetzt verstehe ich auch, wie Gert mit seinem Klimaticket, 2. Klasse mit der Deutschen Bahn, 1. Klasse von Graz nach Eibiswald kommen konnte...

Der Meister wirft mich kurz vor Graz noch an geeigneter Stelle aus dem Zug, so daß er in Ruhe nach Hause und ich mit den weiteren S-Bahnen gen Bad Radkersburg kommen kann...

Vielen herzlichen Dank für den (Kurz-)Besuch und die Einladung, Gert !


Begegnungen:

- Marion, Monika, Uli und Günter beim Frühstück

- Gert am Weg, 2,5 km vor dem Ziel


8 Kommentare:

  1. Na dann: Gottlob!
    Ging eigentlich sehr zackig, wir sind ja mit dem Lesen kaum nachgekommen, geschweige denn mit dem (geistigen) Mitmarschieren.

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    1. Du kennst den Witz mit den Schnecken ? ;-b
      Übrigens, aktuelle Unwetter-Warnung des Tages: Ich bin schon so gut wie auf dem Weg nach Wien. Über Wiener Neustadt. Natürlich ! :-)

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  2. Kaum zu glauben, dass es sich wirklich ausgeht in 3 Wochen einmal längs durchs Land zu sausen und die schon wieder vorbei sind. Das Mitlesen war sehr unterhaltsam!

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    1. Gert wollte mir ja NOCH einen Tag rausoptimieren: Übernachtung Koralpenhaus statt Weinebene + Brendlhütte.
      So ein Schinderhannes :-o
      Aber nicht mir mir !
      Bin hier ja im Urlaub und nicht auf der Flucht !!
      Herzliche Grüße nach Wien - wohin ich mich jetzt in wenigen Minuten aufmache - K2 :-)

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  3. Danke fürs Mitnehmen. Ich konnte dir gut folgen.

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    1. Gerne !
      Und wenn Du selbst Mal Lust auf den 05er bekämst: Habe Dir etwas hinterlassen !
      Einen Braten im Ofen sozusagen ;-)
      Schöne Grüße aus dem bekannten Posto Tappa in Wien,
      K2.

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  4. Sogar mit Ende! Herzliche Gratulation! Es war wieder eine Freude, liebe Grüsse aus den Liechtensteiner Alpen 😎

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    1. Hey Ketzer.
      Das andere Ende (in München) auch schon gesehen/gelesen:
      https://verona-muenchen.blogspot.com/2024/09/tag-29-der-groe-tag.html?m=0
      Sonnige Grüße aus Niederbayern,
      K2.
      P.S.: Da ist sogar extra ein Leckerbissen für Schweizer enthalten.
      P.P.S.: Naja, und das EIGENTLICHE Ende kommt dann noch nach dem Hochschwab ;-)

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